Richardplatz | Berlin

Sanierung eines denkmalgeschützten Wohnbauensembles und Einzeldenkmäler, Wohnbauten



In dem alten Deutsch-Richardsdorf, Teil Böhmisch-Rixdorfs, sind als Relikte der Siedlerzeit Bauten aus den 1750er bis 1770er Jahren erhalten. Die Bauten wurden für die ehemalige Gemeinde geflüchteter protestantischer Böhmen gegründet.

Bei den heutigen Wohnbauten handelt es sich um Teile von ehemaligen Bauernhöfen. Von dem ursprünglichen Bauernhof sind noch der ehemalige Stall und die ehemalige Scheune erhalten geblieben. Der ursprüngliche Bauernhof wurde abgerissen. An seiner Stelle wurde um 1880 ein klassizistisches, dreigeschossiges Wohnhaus erstellt. Auf der gegenüberliegende Seite wurde anstatt eines alten Stallgebäudes ein zweigeschossiger Wohnbau um 1984 erstellt. Das dahinterliegende Grundstück dient ebenso dem Wohnen und beherbergt zwei großflächige Bauten aus den 1980er Jahren, deren Sanierung ebenso von Peters Kaiser Wormuth Architekten geplant wurde.

Das gesamte Grundstück Richardplatz 3 und Donaustraße 69-70 steht unter Denkmal- und Ensembleschutz.

 

 

Das Böhmische Dorf

 

Das Böhmische Dorf, auch Böhmisches Dorf oder Rixdorf genannt, war eine kleine Gemeinde protestantischer Flüchtlinge aus Böhmen. Diese Exilanten gründeten 1737 auf Einladung Friedrich Wilhelms I. die Siedlung bei Berlin. Die Gemeinde bestand aus Menschen, die vor der Rekatholisierung Böhmens geflohen waren und in Rixdorf Zuflucht fanden.
Das Gebiet des Böhmischen Dorfes erstreckte sich entlang der Richardstraße und der Kirchgasse im heutigen Stadtteil Neukölln. Unmittelbar südlich lag das benachbarte Deutsch-Rixdorf, dessen Dorfgrün, Richardplatz, zentral gelegen war.
Die Geschichte des Böhmischen Dorfes ist geprägt von Bau, Brand und Wiederaufbau:
1737 siedelten sich Flüchtlinge (350 insgesamt 1737) auf dem Gebiet von Rixdorf an. Die Gemeinde wurde in Deutsch-Rixdorf und Böhmisch-Rixdorf aufgeteilt, die jeweils eine eigene Verwaltung erhielten.
1805 hatte Böhmisch-Rixdorf 319 Einwohner und Deutsch-Rixdorf 376.
April 1849 zerstörte ein Feuersturm in beiden Dörfern insgesamt 52 Häuser. Der Wiederaufbau wurde 1853 abgeschlossen, obwohl die ursprüngliche Architektur nicht immer erhalten blieb.
Die Bevölkerung wuchs in den folgenden Jahren stark an. 1858 hatte Böhmisch-Rixdorf bereits 1014 Einwohner, Deutsch-Rixdorf 2823.

Durch Verordnung vom 11. Juli 1873 wurden die beiden selbständigen Gemeinden Böhmisch-Rixdorf und Deutsch-Rixdorf zur neuen Gemeinde Rixdorf vereinigt.

 

Am 1. April 1899 erhielt Rixdorf das Stadtrecht und wurde am 27. Januar 1912 mit Zustimmung von Kaiser Wilhelm II. in „Neukölln“ umbenannt.

 

Die Umbenennung erfolgte, weil Rixdorf für die Berliner zum Inbegriff frivoler Vergnügungen geworden war. Der populäre Gassenhauer „In Rixdorf ist Musike“ brachte dies zum Ausdruck.

 

Heute erinnern Gedenktafeln und historische Gebäude an das einstige Böhmische Dorf. Es ist ein Ort der Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen.